Sonntag, 19. Oktober 2008
Galileo – Knast Spezial
Zugegeben, Knast ist übertrieben, aber es ist schon kaum zu glauben. Da läuft eine Sendung über Kultur im Fernsehen, man gibt sich Mühe, die Ehre des Fernsehens zu verteidigen. Und am selben Tag, nur ein paar Stunden früher, muss eine Sendung natürlich mal wieder über die Strenge schlagen. Galileo brillierte einmal wieder in Sachen Idiotie, indem das Team ein Mitglied bewusst vor bzw. in einer Ausfahrt parken ließ. Galileo begeht also bewusst eine Ordnungswidrigkeit. Stellt sich nur die Frage, welchen Zweck hat die Bestrafung von Ordnungswidrigkeiten? Sie soll abschreckend wirken. Bußgelder dienen wohl nicht der Resozialisierung, doch sie haben ihre Bedeutung. Das sanktionierte Verhalten behindert andere Menschen. Galileo hat also bewusst andere Menschen behindert um etwas so bescheuertes rauszufinden, wie ob ein Fahrzeug dennoch abgeschleppt wird, wenn eine Nummer im Fenster hängt. Mag sein, dass manche Gerichte so entschieden haben (und ich halte das schon aus kriminalpolitischen Gründen für Schwachsinn), doch das heißt nicht, dass man gleich auf die Straße rennen muss, um das auszuprobieren.

Ts … Volltrottel.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Was ich nicht mag, ist Blödsinn
Das scheint zumindest Marcel Reich-Ranicki zu denken. Ich verzichtete am Freitag auf das Sechserpack und sah mir stattdessen eine Sendung an, die zu Recht bisweilen mit „Zwei blinde reden über Farbe“ tituliert wurde. Fassen wir also mal kurz zusammen, was die beiden da gestern besprachen. Marcel Reich-Ranicki ist also augenscheinlich der Meinung, die Intendanten der Sender müssten sich nur mehr anstrengen und sie könnten eine zugleich bildende und erfolgreiche Sendung produzieren. Die meisten der Antworten seines Gegenübers verstand Reich-Ranicki nicht, was für einen achtundachtzigjährigen Menschen auch nicht verwunderlich ist. Wenngleich er der Meinung ist, dass er noch alles verstehe. Reich-Ranickis Meinung nach ist wohl alles im Fernsehen, was nicht etwa die Qualität einer Dokumentation über Kissinger auf Arte hat, schlecht. Gottschalks Ansichten waren aber eigentlich noch aberwitziger. Er stellte sich als Opfer da. Er würde ja eine Sendung mit Bildungsniveau machen, aber da schaue keiner zu. Ganz toll war auch Gottschalks Aussage, man könne die jungen Menschen heute nicht mehr mit klassischen Texten erfreuen. Zusätzlich sprach Gottschalk noch von einer Arroganz der Elite, weil jene wohl nicht mit den Interessen der weniger gebildeten Menschen rechnete. Im Verlauf dieser halben Stunde Gespräch ohne Nutzen und Erfolg wurden dann noch Atze Schröder, Helge Schneider sowie die privaten Fernsehsender beleidigt.

Ich war sauer. Ich war schon sauer, als sich ausgerechnet Marcel Reich-Ranicki hinstellte und sich einmal wieder zum Maßstab für Kultur und Bildung aufblies. Grundsätzlich bezogen sich die Aussagen, die er auf der Preisverleihung machte ja auf die Verleihung selbst und dennoch waren sie alles andere als angemessen. Er sagte zwar selbst, er wolle niemanden kränken, doch er tat es mit Sicherheit dennoch. Zugegeben, Atze Schröder, der sich nun einmal durch sein Rollenklischee auszeichnet, mag möglicherweise nicht jedermanns Geschmack sein, auch nicht meiner, doch rechtfertigt das noch lange nicht, eine solche Beleidigung durch Reich-Ranicki. Aber auch wenn die Veranstaltung, sofern man den vielen Stimmen darüber glauben darf, grässlich langweilig und abgesprochen wirkte, ist es dennoch eine schlichte Beleidigung aus dem Munde von einem, der sie genauso sehr verdiente. Die Aussagen von Reich-Ranicki wurden später zu einer Diskussion über die Qualität des Fernsehens hochgeschaukelt, was wohl auch durch den Vorschlag zur Schlichtung durch Gottschalk bedingt war. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits skeptisch doch ich wollte noch auf die Sendung am Freitag warten. Warum muss ausgerechnet jemand, dessen erfolgreichste Sendung sich vor allem durch seine Cholerischen Anfälle und die Beleidigung seiner Kollegen auszeichnete, über Kultur im Fernsehen reden? Und mit welcher Berechtigung darf Marcel Reich-Ranicki festlegen was gut und was schlecht ist? Sicher, die Tatsache, dass „Deutschland sucht den Superstar“ einen Fernsehpreis erhält mag den ein oder anderen befremden, insbesondere wenn er den Schutz der Persönlichkeitsrechte für wichtig hält (Nunja wenigstens waren es die Mottoshows und nicht auch noch die Castings …). Aber das rechtfertigt es nicht, das Fernsehen grundsätzlich abzuwerten. Zumal dabei das eigentlich Problem wohl die Kategorie ist, denn mit nominiert waren „Das weiß doch jedes Kind!“und „Germany’s next Topmodel“ (auch stellt sich mir die Frage ob die beste Reality-Sendung wirklich einen Preis verdient oder eher doch ein Verfahren).Hinzu kommt noch die Annahme, klassische Literatur sei so bildend. Ist Heines Harzreise bildend? Nein. Sie ist unterhalten, ziemlich ungenau und das ist gut so. Ist Wilhelm Tell bildend? Nein, es ist eine historisch ungenaue Erzählung über die Entstehung der Schweiz, in Dramenform. Sind alle Bücher bildend? Ganz sicher nicht, jedenfalls solange Dieter Bohlen noch schreiben darf. Aber auch die reine Unterhaltung hat ihren Platz in der Medienwelt. Es ist auch nicht alles Blödsinn, was Herr Reichs-Ranicki nicht mag.
Und Herr Gottschalk möge doch mal aufhören, über die privaten Fernsehsender zu schimpfen. Er betont selbst, dass man im Fernsehen im stärker auf Quoten achten muss. Nun stelle ich mal eine Frage: Welche Sender erhalten keine überhöhten Gebühren? Richtig. Die privaten Sender. Dementsprechend hängen also auch diese Sender am stärksten an ihren Werbeeinnahmen. Und sie müssen stärker als das ZDF auf ihre Quoten achten. Und bitte, liebe ältere Generation, hören sie doch mal auf, ständig zu behaupten, die Jugend von heute wäre im Vergleich zu ihnen so desinteressiert. Sie können mir nicht erzählen, dass sie sich in ihrer Jugend nur für Goethe und Brecht interessiert haben. Für Reich-Ranicki mag das gelten, aber nur ob der Umstände in denen er aufgewachsen ist. Ich habe mich mit 13 auch für Heine interessiert, doch genauso für Dragonball. Deswegen bin ich nicht unreif und als jemand, der hoffentlich irgendwann Mitglied des Rechtsstabes ist, halte ich mich auch nicht für den Dümmsten. Es gibt keine Arroganz der Elite, es gibt nicht mal wirklich eine Elite, vielmehr gibt es Leute die sich dafür halten. Und wenn es eine Elite gibt, dann halte ich es für fraglich ob Gottschalk oder Reich-Ranicki dazu gehören. Ja, auch ich halte die meisten Zuschauer von DSDS für ziemlich dämlich, aber das heißt ja nicht, dass ich Recht habe. Und es kommt auch nicht nur Mist im Fernsehen und es kommt schon gar nicht nur Mist bei den privaten Sendern. Gottschalk setzte mit seinen Aussagen auch im Endeffekt die Zuschauer der eigenen Sendung herab und wäre diese nicht ausgerechnet „Wetten das“, hätte das sicherlich sein Todesurteil bedeutet. Reich-Ranicki zeigt ein Verhalten, dass für viele, nicht alle, aber viele, ältere Menschen ein Klischee erfüllt. Er ist stur und hält seine eigene Überzeugung für die einzig richtige. Von jemandem mit seiner Geschichte hätte ich weniger Intoleranz erwartet.
Und wirklich Frau Heidenreich, Reich-Ranicki war wohl vieles an diesem Abend – doch mit Sicherheit kein Lichtblick.
Schande über alle, die ihm für diese blamablen Auftritte auch noch beglückwünschen. Mein letzter Apell: Lasst diesen Mann bitte niemals wieder ins Fernsehen – er hasst es ja ohnehin.
Ich hätte doch lieber Secherpack sehen sollen. Möglicherweise sind das nur Clowns, aber dafür Clowns mit Qualität.

... link (0 Kommentare)   ... comment